In ein normales Kameragehäuse passt üblicherweise nur 1 Akku hinein. Wer längere Akkulaufzeiten benötigt, der kann sich einen sog. Batteriegriff käuflich erwerben. In diesen passen bei Spiegelreflexkameras dann 2 Akkus hinein. Bei noch leistungsstarken Akkus erreicht man damit eine Spannungsversorgung, die für viele Stunden gewährleistet ist. Beispielsweise ein 6-Stunden Shooting, einen Ausflug. Ein Batteriegriff hat zusätzlich den Vorteil, dass die Kamera griffiger ist, besser in der Hand liegt. Nachteilig wirken sich natürlich das höhere Gewicht und die Zusatzkosten aus. Kälte verringert ebenso wie Alterung die Nutzungsdauer von Akkus.

Was aber tut man, wenn man längere Akkulaufzeit benötigt?!
Hierfür gibt es natürlich auch eine Kauflösung des Herstellers im Angebot. Wie bei allem stellt dies im Original die teuerste Variante dar. Es gibt aber auch nachgemachte günstigere Produkte diverser Hersteller.

Quelle: ebay, Artikelzustand “gebraucht”, passend zu meinem Kameramodell

Quelle: Canon, Original, , neu, jedoch für andere Kameramodelle,
             sehr beachtliche Preise

Quelle: Amazon, nachgemachte Lösung

Quelle: Akku-King, nachgemachte Lösung, sehr günstig

Meine Recherche fand ich aufschlussreich. Aus Amerika wollte ich nicht Gebrauchtware bestellen, Original und neu von Canon direkt war mir entschieden zu teuer.
Nachgemachte Modelle fand ich interessant und fair im Preis. Aber ganz zufrieden war ich trotzdem nicht.

Ich überlegte und kam zu dem Entschluss, dass ich mir diesen DC-Kuppler selbst bauen werde.
Außerdem war ich neugierig auf das Innenleben eines Canon-Akkus.
Der Umbau fand 2018 statt, die Angebote der Screenshots stammen vom 26.02.2021.

Wozu benötige ich solch einen DC-Kuppler?

Wie bereits erwähnt, benötige ich längere Akkulaufzeit in der ich meine Kamera nutzen kann.
Durch einen DC-Kuppler können weitere Akkus, größere Akkupacks oder sogar ein Netzgerät für permanente Stromversorgung angeschlossen werden.
Dies benötige ich z.B. um Zeitrafferaufnahmen zu erstellen, die von 24-Stunden Dauer sind. Es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Umgesetzt habe ich dieses Projekt wie folgt:

Erste Auffälligkeit

Eine normale Batterie oder Akkus hat bekanntlich 2 Pole, Plus und Minus.
Daher ist mir sofort aufgefallen, dass ein Canon Akku über 4 Kontakte verfügt. Zusätzlich ist ein “B” und “L” Kontakt am Gehäuse vorhanden.
Was hat es damit auf sich?
Dies musste zuerst mittels Internet geklärt werden. Ich wollte auf keinen Fall meine Kamera durch diese Aktion zerstören.
Es stellte sich heraus, dass der “B” und “L” Anschluss sog. “Indikatorpins” oder auch “Communicationpins” sind, welche über den Minus-Pol über verschiedene Widerstände verbunden sind. Dies ermöglicht, dass der Akku mit einem “modernen” Ladegerät oder hier der Kamera, einem Smartphone usw. kommunizieren kann.
Dabei kann z.B. überprüft werden, ob ein Original-Akku verwendet wird. Ein nachgemachter Akku könnte dadurch erkannt werden und deshalb ein Gerät blockieren.
Ein Weg also, mit dem Hersteller versuchen Kunden zu binden, um ihren überteuerte Ersatz- und Zubehörteile zu verkaufen.

Fazit: Das fand ich eine sehr interessante Information! Ich erfuhr auch, dass diese “Indikatorpins” nicht verwendet werden müssen. Damit kann man Überprüfungen etc.
          umgehen. Es ist also wie bekannt war und bereits erwähnt, es gibt nur einen Plus- und Minus-Pol zur Stromversorgung. Auch Canon wird die Physik nicht ändern.

Mein Plan

Mein Ziel war es, meinen ältesten Akku der kaum noch funktionsfähig ist zu öffnen, ohne dabei das Gehäuse zu beschädigen. Dann beabsichtigte ich die eingebauten Akkus zu entfernen und irgendwie 2 Stromkabel an den Plus- und Minuskontakt anzubringen. Anschließend soll das unbeschädigte offene Gehäuse wieder in richtiger Position zusammengeklebt werden. Das Stromkabel muss dabei aus dem Gehäuse herausgeführt werden, und zwar auf der Akkurückseite.
Warum? Weil dort die Klappe des Batteriefachs ist. Diese hat schon von Fabrik aus eine kleine Aussparung, die beweglich ist. Dort wird die Kabeldurchführung erfolgen.
Am Ende des Stromkabels soll zunächst eine Lüsterklemme angeschraubt werden, um dort ein Netzgerät anzuschließen. Später kann dies eleganter mit einer Stecker Kupplung umgesetzt werden.
Auf dem Original-Akku steht aufgedruckt, dass er 7,4 Volt habe. Warum so ein krummer Wert? Alle Batterien und Akkus liefern immer 1,5-Volt Strom.
Daher beschloss ich eine Spannung von 7,5 Volt anzulegen. Der krumme angegebene Wert dient wohl dazu, Leute abzuhalten, selbst Änderungen vorzunehmen.

Kamera-Unterseite mit Zugang zum Akku Fach

Geöffnetes Akku Fach mit Canon Akku “BP-511”

Canon-Akku mit + und – Kontakt, zusätzlich B und D Anschluss

Öffnung eines Original Canon Akku, Modell “BP-511”

Zuerst muss also der Akku geöffnet werden, jedoch nicht gewaltsam. Er muss später wieder ohne Probleme zusammensetzbar sein. Schon dieser erste Schritt gestaltet sich in der Umsetzung nicht einfach. Es existiert durch die Fertigung in der Fabrik ringsherum um den Akku eine feine Nut, eine Rille. Diese bin ich mit ausgeübtem Druck immer wieder mit einem Cutter Messer und Skalpell entlanggefahren. Dadurch entstand ein Schnitt im Kunststoffgehäuse um den ganzen Akku, er ging jedoch nicht hindurch. Als es aussichtlos erschien, kam mir eine Idee. Ich nahm mein großes scharfes Wachsmesser (Zahntechniker Instrumentenbesteck), ein scharfes Taschenmesser etc. erfüllt auch den Zweck, und setzte es an verschiedenen Stellen auf meinen Schnitt flächig an und schlug mit einem kleinen Hammer auf die Messerrückseite. Das war der richtige Weg, so ließ sich das Gehäuse Stück für Stück öffnen.

  1. Mit einem Cutter Messer oder Skalpell entlang der Schweißnaht fahren und dabei Druck ausüben.

2. Mit einem Messer, ausgerichtet auf die
    angeritzte Nahtstelle (Kunststoff
    Schweißnaht) und vorsichtigen 
    gezielten Hammerschlägen
    etappenweise das Gehäuse öffnen.

3. Das Akku-Gehäuse öffnet sich…

4. Das Canon Akkugehäuse des BP-511-
    Akkus ist offen, doch was kommt da
    zum Vorschein?

Verstehen, wie das Innenleben eines Akkus funktioniert

Sehr gut, der Akku ist nun unbeschädigt geöffnet. Ich wusste bereits, dass mich wohl mehrere Widerstände im Innenbereich des Akkus erwarten, doch dass es sich dabei um eine ganze Platine handelte, sogar mit mehreren integrierten Schaltkreisen (ICs), das hatte ich nicht vermutet. Egal, es geht darum, die Logik und den Aufbau zu verstehen.
Es wurde klar, was zu tun war. Das komplette Innenleben musste entfernt werden. Auch hier wieder ohne etwas zu beschädigen. Mit Gewalt z.B. würden sich sicher sofort die äußeren Akkukontakte lösen oder beschädigt werden; doch diese sind für mein Vorhaben essentiell.

  1. Canon Akku BP-511 Überwachungs- und Steuerungselektronikplatine

2. Akku Unterseite von innen

3. Kamera Akku ist fest verbunden mit der
    Gehäuseunterseite, auf welcher sich die
    Anschlusspins befinden

Die Entfernung des Akkuinhaltes von der Gehäuseunterseite

Die beiden Akkus und die Platine sind fest verbunden mit Lötstellen zu den 4 äußeren Anschlusskontakten. Zum Gehäuserand ist kein Platz, nicht mal 1 mm. Gewaltanwendung würde sofort das Gehäuse zerstören. Das darf auf keinen Fall geschehen, da es später wieder zusammengefügt werden muss. Was also tun?

Die Lösung:
Es stellt sich immer wieder heraus, dass mir mein 1. Beruf als Zahntechniker sehr hilfreich ist. Zum Glück habe ich mein Werkzeug von damals aufgehoben.
Ein minimaler Spalt existiert zwischen der Platine und den Akkus. In diesem Spalt werden dünne angelötete Metallbleche von den äußeren Akkukontakten innen zur Platine und den Akkus geführt. Dadurch hält das Innenleben fest auf der Gehäuseunterseite. Mit meinem Handstück und einer großen diamantbeschichteten, hauchdünnen Trennscheibe mit Luftkühlung wie eine Scheibenbremse, konnte ich perfekt in diesem minimalen Spalt die vorhandenen Metallstromführungen durchtrennen. Nun konnte das komplette Innenleben entfernt werden.

  1. Die Platine des Akkus lässt sich
    minimal verbiegen, das erleichtert den
    Platz zum Durchtrennen mit der Trennscheibe

2. Mit der Trennscheibe werden die
    angelöteten Kontaktbleche durchtrennt

3. Nun kann das Akku-Innenleben von der
    Akkuunterseite abgenommen werden

4. Der erfolgreich zerlegte Canon BP-511
    Akku zum Umbau als DC-Kuppler

Herstellung der Stromverbindung mit den Akku-Anschlüssen und Erzeugung einer Kabeldurchführung im Akkugehäuse

Nun ist alles herstellerseitige Innenleben erfolgreich entfernt. Jetzt muss die Stromverbindung zu den Kontaktflächen auf der Akkugehäuse-Außenfläche hergestellt werden.
Dazu wird ein eigenes Kabel an dem Plus- und Minuspol von innen mit einem Lötkolben angelötet. Dabei muss darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Hitze entsteht.
Dies könnte dann den Kunststoff des Akkus um die Kontakte zum Schmelzen bringen. Als Kabel verwendete ich dünneres Lautsprecherkabel. Es erschien mir sinnvoll, da es vom Querschnitt im Niederspannungsbereich absolut ausreichend dimensioniert ist und farblich rot für den Pluspol und weiß für Minus sofort klar erkennbar war.
Mit meiner Trennscheibe schneidete ich ein kleines Dreieck in den oberen Akkugehäusedeckel, um dort das Kabel durchzuführen. Zuvor prüfte ich die Stelle bzw. Platzierung der Kabeldurchführung im Kamera-Akkufachdeckel und machte die Durchführung auf gleicher Höhe. Da kein Freiraum bei geschlossener Klappe im Akku Fach ist, muss dies exakt übereinstimmen.

Hinweis: Ich habe die Überwachungsplatine nicht entfernt. Sie befindet sich in ihrer ursprünglichen Position. Die Lötverbindungen machte ich auf der Platinen Rückseite zu den
                Kontakten hin.

  1. Anlöten der eigenen Stromversorgungskabel im geöffneten Canon Akku BP-511

2. Details, Lötverbindung an der Platinen Rückseite innen

3. Akkukabeldurchführung für Stromverbindung nach
    außen durch den Akkufachverschluss hindurch

  • Mein neuer umgebauter Original-Dummy-Akku im Leergehäuse passt wie man sehen kann perfekt an seinen vorgesehenen Platz.
    Aus Neugier heraus wollte ich nun wissen, ob auch wirklich alles funktioniert. Daher schraubte ich am Kabelende eine Lüsterklemme an und verbindete sie mit einem Netzteil, das 7,5 Volt erzeugt. Von der Stromstärke hatte es sogar mehr Leistung als die einst eingebauten Akkus.

Empfehlungen/Ideen:

  • Auf gleiche Art und Weise könnte man auch die verbauten Akkus mit leistungsstärkeren Modellen ersetzen.
    Einer Version, die mehr Stromstärke bietet, was zur Folge hat, dass der Akku länger benutzt werden kann.
  • Wer kein Netzgerät hat, welches 7,5 Volt liefert, dem empfehle ich ein Universal-Netzgerät zu verwenden. Dort können an einem Schalter von 3 bis 12 Volt stufenlos alle gängigen Spannungen ausgewählt werden.
  • Auch eine tolle Idee ist es einen selbstgebauten großen Akku Pack anzuschließen. Zum Beispiel irgendwo in der Natur besteht ja keine Stromversorgung mittels Steckdose.
    Es gibt für jede benötigte Spannung Batteriehalter/Batteriefächer im Handel zu kaufen. Es müssen dann nur Akkus oder Batterien eingesteckt werden. Man könnte also auf diese Weise auch eines kaufen, dass für größere Akkus oder Batterien ausgelegt ist, da diese mehr Leistung haben als die kleinen AA Mignon Zellen. Bzw. man könnte erstmal Akkus verwenden, und im Urlaub zur Not diese mit Batterien tauschen. Oder man nutzt nicht 2 Akkus oder Batterien wie im Batteriegriff vorhanden sondern
    z.B. 20 auf einmal und kann tagelang ohne Netzstrom Bilder machen. Es gibt viele Möglichkeiten.

Der 1. Test mit meiner selbst gebauten DC Stromversorgung

Das Stromkabel von der Kamera zum Netzgerät (DC) und weiter zur Stechdose (220 V Wechselstrom)

Projekt Kamera-Akkuumbau erfolgreich abgeschlossen!

Sehr schön, alles funktioniert wie es soll. Somit ist das Projekt hiermit erfolgreich beendet.
Doch Moment, nicht ganz. Es gibt noch Verbesserungsbedarf.

Da das umgebaute Akkugehäuse jetzt ohne innere Akkus ausgestattet ist, ist es sehr leicht vom Gewicht her. Zu leicht.
Es wäre gut, irgendetwas mit Gewicht innen zu fixieren, etwas wie einen kleinen Stein, etwas Blei oder dergleichen.

Außerdem ist der umgebaute Akku noch immer offen und zweigeteilt. Beim Herausnehmen aus der Kamera zerfällt er in seine zwei Hälften.
Aus diesem Grund sollten die Hälften wieder zu einem “Umbau-Akku zur Stromversorgung” zusammengefügt werden. Entweder mit Sekundenkleber ringsherum verklebt oder vielleicht noch besser den Hohlraum innen mit einer Heißklebepistole füllen, dann beide Hälften zusammenfügen und alles herausquellende Klebematerial sofort sauber entfernen.

Final kann auch noch die Lysterklemme zum Übergang von Kamera zum Netzgerät mit einer eleganten Steckverbindung ausstatten.

Jetzt ist das Projekt erfolgreich beendet!