Etwa 26 Jahre habe ich ein, zeitweise zwei große Aquarien mit Barschen gehalten.
Nachdem in diesem Zeitraum 3 x alle Fische gestorben waren und jeweils eine komplette kostspielige Neubesetzung notwendig war, hatte ich die Lust an der privaten Tierhaltung als Aquarianer verloren. Ich hatte jedoch ein großes Aquarium, das auf einem selbstgebauten, gemauerten, rollbaren Unterschrank stand. Eine tolle Sache. Normal steht ein großes schweres Aquarium unbeweglich und fest an seinem einen Platz. Es wäre also schade gewesen, alles einfach auf dem Sperrmüll zu entsorgen.
Was tun?!
Darauf kam mir die Idee mit dem Bau eines Paludariums.

Was ist ein Paludarium?

Zunächst sei erwähnt, das Wort Paludarium wird teilweise auch mit einem Doppel-L geschrieben. Es handelt sich dabei um ein offenes Aquaterrarium mit einem Wasserbereich und einer künstlich erstellten Landschaft in Kombination. Meist gestalten sich die Landbereiche als Sumpfgebiete. Es können reine Wasserpflanzen eingesetzt werden, aber auch solche, die aus dem Wasser herauswachsen. Zusätzlich auch normale Pflanzen in Blumenerde. Durch das Aquaterrarium entsteht eine höhere Luftfeuchtigkeit. Dies kann man dazu nutzen, um geeignete Tieren anzusiedeln. Manch einer hält in dem meist eher niedrigen Wasserstand im Becken auch Fische. Wirkungsvoll sind auf jeden Fall größere Pflanzen, die aus dem Becken oben herauswachsen. Wie bei Aquarien auch, muss regelmäßig ein Wasserwechsel erfolgen. Zusätzlich sollte das Wasser durch einen Filter zirkulieren. Stehendes Wasser wird sehr schnell unansehnlich, fängt an zu stinken und bildet noch mehr Algen und Bakterien als sonst.

Die Entstehung

Nach der Findung meiner Idee, also Pflanzen in mein Aquarium zu pflanzen, musste ich mich erstmal intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Durch die Recherche im Internet erfuhr ich erst, dass hierfür der Fachbegriff “Paludarium” verwendet wird.
Es dauerte eine gewisse Zeit und viele Gedanken zur Umsetzung, bis ich einen Plan hatte, den ich umsetzen wollte.

Hier im Bild rechts sieht man die Basis, ein altes leeres Aquarium, das die Grundlage bildete. Leider mit einigen Kratzern im Glas, aber man kann nicht alles haben.

Meine spezielle Herausforderung in der Umsetzung soll ein 3-stufiger Wasserfall, bzw. Bachlauf sein. Auch eine bepflanzte schwimmende Insel war geplant.

Der Start
Die ersten Einkäufe wurden getätigt. Dazu gehörten…

    • Styropor-Platten verschiedener Stärke
    • Bauschaum
    • Ein Heißluftfön
    • Styroporkleber
    • Zahnstocher
    • Säge
    • Winkel-Eisen (90 Grad)

Zusätzlich wird ein Cutter Messer, Filzstift, Metall-Lineal oder schmales Brett benötigt.
Auch sind Blumeninnentöpfe hilfreich, um mit deren Hilfe quasi Styroporübertöpfe zu bauen, welche später verteilt platziert werden.

Wie man sehen kann, entsteht bei den Styropor-Arbeiten sehr viel Dreck.
Größere Teile lassen sich jedoch leicht von Hand aufheben und entsorgen, die kleinen Styroporkugeln schluckt der Staubsauger mühelos.

Für die Styroporarbeiten ist unbedingt ein Plan, zumindest eine Skizze des späteren SOLL-Zustandes notwendig, um mittels geeigneter Styroporplattenstärke diesen umzusetzen.

Es stellte sich heraus, dass selbst die dicksten Styroporplatten, die es im Handel gibt, von der Stärke (Dicke) meist nicht ausreichte. Bei den seitlichen Pflanzgebieten mussten z.B. mehrere Platten übereinandergelegt werden. Dies macht man Schichtweise, Platte auf Platte. Die einzelnen Platten werden jeweils mit 3-4 Zahnstochern fixiert und zusätzlich mit Styroporkleber verklebt.

Das Ergebnis sah dann so aus, wie im Bild links. Es sind jedoch mehrere Anläufe nötig. Immer wieder muss erst wieder der Kleber erhärten, bis man seine Arbeit fortsetzen kann.
Die Aushöhlungen werden quasi mit dem Heißluftfön “ausgebrannt”.
Die flachen Styroporplatten dienen der Wandbasis. Sie waren die einzigen Platten, bei denen die Original-Styropordicke passte. Ebenso sind sie als Rank Hilfe oder zur Fixierung von Pflanzenteilen gedacht und einsetzbar.

Etwas problematisch gestaltete sich auch die Zusammensetzung der späteren “Landschaft”. Ich hatte es zweigeteilt geplant, links und rechts jeweils im rechten Winkel. Mein Aquarium hat jedoch zur Stabilität oben mittig eine Querverstrebung.
Sie erschwert das Einsetzen der Teile sehr. Es mussten hierzu auch noch nachträgliche Änderungen erfolgen, damit es reibungslos funktioniert.

 

Im nächsten Schritt benötigt man Fliesenkleber.

Dieser wird nach Anleitung angerührt und mit einem Spachtel auf der kompletten Styroporfläche vorderseitig aufgetragen.

Um dies umzusetzen sind mehrere Arbeitsgänge nötig.
Immer wieder muss der Fliesenkleber erst trocknen, um alle Bereiche damit abzudecken. Hinzu kommt, dass damit auch modelliert wird, um die endgültige “Grundform” zu erreichen.

Dann wird mit Epoxid-Harz die komplette Fläche überstrichen.
Epoxid-Harz wird aus 2 Komponenten in einem gewissen Mischungsverhältnis vermengt. Auch hier sind mehrere Durchgänge notwendig, um alle Bereiche erreichen zu können. Dazwischen ist immer wieder eine Pause zum Trocknen nötig.
Ein befreundeter Maler sagte mir, dass das Kunstharz stinkt. Daher verlagerte ich diese Arbeiten auf den Balkon. Das Produkt, das ich nutzte, war jedoch geruchsneutral. Umso besser.

Bei diesen Arbeiten ist es absolut wichtig Einweg-Handschuhe zu tragen!

Es muss unbedingt sichergestellt sein, dass alle Flächen mit Kunstharz bedeckt sind, da sonst Wasser eindringen kann, was zur Folge hätte, dass von innen der Fliesenkleber aufweicht, sich zersetzt, und schimmelt!

Im nächsten Arbeitsschritt wird Naturhumus, der auch für Reptilien verwendet wird, auf die komplette Fläche aufgebracht. Damit dieser hält, wird zuvor erneut Epoxid-Harz mit einem Pinsel aufgetragen. Dann wird dies Fläche mit dem Humus bestreut. Zusätzlich kann man mit Handschuhen auch Humus andrücken.

Jedenfalls ist auch dies nicht in einem Arbeitsschritt umzusetzen.
Humus, der abfällt, kann wieder mit dem Kehrbesen oder Staubsauger entfernt werden.

Der aufgetragene Humus soll später 2 Funktionen haben. Zum einen wird seine Kapillar-Wirkung genutzt. Sie leitet das Wasser von “außen” bis in die 2 Pflanzbereiche (innen), außerhalb des Wassers weiter. Der zweite Grund ist, damit Pflanzen und Moose einen Halt finden und anwachsen können.

Ist all dies zufriedenstellend erledigt, werden die einzelnen Teile in das Aquarium eingesetzt und an der Glasrückwand und den beiden Seitenflächen mit Silikonkleber in Kartuschen für Aquarium Bau (ohne Giftstoffe) verklebt.

In Fortsetzung müssen alle Nahtstellen zwischen den eingesetzten Rückwandteilen untereinander und zum Aquarium hin mit dem gleichen Silikon abgedichtet.

Mir war es leider, anders als geplant, nicht möglich, diesen Arbeitsschritt perfekt umzusetzen. Ich bin nicht an alle Stellen herangekommen. Das machte sich später deutlich, als Wasser im Aquarium eingelassen war. Auf der Rückseite des Aquariums sah man das Wasser stehen.

 

Jetzt ist die nächste Anschaffung notwendig. Der Kauf von den ersten Pflanzen, zunächst den eher großen Sorten. Die Suche und Information über geeignete Pflanzen hierfür und folgend war auch ein Kapitel für sich.

Ich pflanzte sie in die beiden großen Pflanzbereiche links und rechts. Dazu benutzte ich unten normale hochwertige Blumenerde mit Dünger, im oberen Bereich verwendete ich den Naturhumus, der auch auf den Oberflächen “aufgeklebt” wurde.

Auf der Fläche des reinen Wasserbereiches verteilte ich hellen Aquariensand, um einen Kontrast zu dem dunklen Humus zu erzielen.

Das Projekt nahm also wie man sehen kann so langsam Gestalt an.

Nun kann dem Becken Wasser zugeführt werden. Mit kleinen Klebestreifen brachte ich Markierungen zur Hilfe an der Frontscheibe an, welche die optimale Wasserhöhe abbildeten.

Den Wasserwechsel erledige ich schon immer mittels eines langen Gartenschlauches, der normal zur Bewässerung eingesetzt wird. Dieser reicht bis in mein Bad zur Badewanne und hat noch etwas Spiel. Für den Wassereinlass schraube ich den Duschkopf ab und stecke den Schlauch der Dusche in den Gartenschlauch. Dann kann kaltes Wasser aufgedreht werden. Bei einem Wasserwechsel mache ist das Gleiche, jedoch nur ganz kurz, bis der Schlauch mit Wasser gefüllt ist. Dann stoppe ich die Wasserzufuhr, ziehe den Schlauch der Duschbrause heraus und mittels Sogwirkung fließt das Wasser aus dem Aquarium heraus in die Badewanne, ggf. in die Toilette.
Ich nutzte den Wasserwechsel auch dazu, um Schmutz auf dem Boden des Beckens oder auch Schwebeteile im Wasser damit bequem aufzusaugen. Dabei wird jedoch immer auch etwas Sand mit aus dem Becken transportiert.

 

Hier ist zu sehen, dass der Wasserstand also fast die Höhe der zwei Pflanzbereiche erreicht.

Nun muss der Außenfilter in Gang gesetzt werden, damit zum einen auch der Wasserfall (Bachlauf) seine Verwendung finden kann, aber auch damit das eingelassene Wasser wieder klar wird.

Bei jedem Wasserwechsel werden immer Schwebeteile etc. aufgewirbelt, die was Wasser trüben.

 

Rechts im Bild sieht man schön die bereits erwähnte Kapillar-Wirkung.

Durch den aufgebrachten Humus wird das Wasser quasi angesaugt und bis in den großen Behälter, das Pflanzbecken wie ich es nenne, übertragen.

Dadurch ist ein Gießen von Hand nicht notwendig.

Jetzt können die letzten abschließenden Arbeiten beginnen.

Dazu gehören weitere Optimierungen, aber auch die weitere Bepflanzung.
Im Internet oder bei einem Gärtner der Wahl kann man sich informieren, welche Pflanzen welchen Anspruch haben. Diese Informationen reichen jedoch leider nicht aus. Man muss selbst seine eigenen Erfahrungen sammeln durch den Versuch.
Manche Pflanzen gedeihen prächtig, andere gehen nach kurzer Zeit ein.

Mich reizte die Verwendung von Moos. Um Geld zu sparen, schenkte mir ein Freund von seinem Hausdach ganze Moosstücke. Das war jedoch ein großer Fehler. Auf der Unterseite und im Moos selbst haben sich in der Natur viele Tiere und Lebewesen aller Art niedergelassen. Diese sind von oben nicht sichtbar. All die Tiere sind zwar nützlich und keinerlei Gefahr, trotzdem möchte ich sie nicht in meiner Wohnung haben. Ihr Lebensraum ist und soll die Natur im Freien sein und auch bleiben.

Daher kaufte ich mir steriles Moos, Platten- wie auch Kugelmoos. Ich verteilte es im Becken und es sah wirklich schön aus. Jedoch nicht lange. Schon nach relativ kurzer Zeit musste ich die Erfahrung machen, dass das so nicht funktioniert. Moos hat die Eigenschaft, dass es Wasser sehr gut speichern kann. Moos mag auch feuchten Untergrund, jedoch keinen nassen! Daher wurde das Moos bald immer dunkler und dann brauner. Schließlich entsorge ich es. Schade. Auch in Bereichen, in denen es nicht nass war, an Stellen, an denen ich von Hand gegossen hatte, stellte sich kein dauerhafter Erfolg ein. Man muss eben ausprobieren und lernen. Versuch macht klug.

Hier ein Bild ohne das Moos (siehe oben). Der Farn vorne links stellte sich als zu groß heraus, da er den Wasserfall verdeckte. Er wurde daher kurzerhand entfernt und in einen Blumentopf für die Wohnung verfrachtet. Stattdessen pflanzte ich kleineres Gewächs. Darauf folgend machte ich weitere Versuche mit der Bepflanzung. Im nächsten Schritt testete ich den Einsatz von diversen Wasserpflanzen. Auch hier stellte sich schnell heraus, welche Arten sich eignen und welche nicht. Man muss auch Lehrgeld zahlen…

Hier noch einige Impressionen aus verschiedenen Entwicklungsstufen…

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Auch interessant ist vielleicht die folgende Diashow, welche die komplette Entwicklung meines Paludarium-Umbaus abbildet und den stetigen Fortschritt zeigt. Wer mag,
kann sich auch das Kurzvideo des Bachlaufes ansehen.

Fazit:
Viele Erfahrungen muss man selber machen. Daher würde ich aus jetziger Sicht bei dem Projekt einige Dinge anders umsetzen. Ich würde:

  • Keine Rückwand mehr erstellen, nur noch im Wasser angelegte Pflanzbereiche.
  • Ein neues Aquarium (Gefäß) kaufen, das nur minimal höher ist, wie der Wasserstand im Becken, allgemein also offener angelegt.
  • Auch wieder einen Wasserfall bauen, allerdings seitlich mit etwas Abstand zum Beckenrand.
  • Zwei Pumpen verwenden. Die eine Pumpe um das Wasser zu filtern und in Bewegung zu halten. Die zweite Pumpe nur um den Wasserfall zu betreiben.
    Nicht eine Pumpe für beides.
  • Jetzt würde ich besser wissen, welche Pflanzen sich eignen und welche nicht.
  • Größere Pflanzen auch direkt in den Sand am Beckenboden pflanzen.
  • Die Beleuchtung würde ich von der Decke hängend befestigen.
  • Das Plätschern des Wasserfalls kann je nach Stimmung und dem was man gerade tut entspannend und angenehm wirken, manchmal nervt es jedoch auch.

Endlosschleife mit Ton, 6,4 MB, MP4

Paludarium-Bau als Diashow, Alle Arbeitsschritte von Beginn bis zur Fertigstellung
Ohne Ton, 269 MB, 2:04 min., MP4